Heute möchte
ich mich mit dem Thema von Videospielen beschäftigen. Heutzutage ist in der
Allgemeinheit immer noch der Irrglaube vertreten Videospiele seien größtenteils
etwas für Kinder. Um aufzuzeigen, dass dieses nicht der Fall ist, nehme ich ein
bekanntes Spiel besser in Augenschein um anhand diesem festzustellen, dass es
sich hier nicht rein um etwas kindliches kindisches für Kinder handelt, sondern
auch etwas förderliches für Erwachsene ist. Gerade Pokémon wird von vielen noch
als das Kinderspiel schlechthin geschimpft. Ich werde jedoch heute beweisen,
dass das nicht so ganz zutrifft.
Was ist
eigentlich kindisch und was ist erwachsen? Es gibt dazu etliche unterschiedliche
Definitionen. Wer sich einmal damit beschäftigt wird sich ganz groß Fragen,
nun… was haben Videospiele damit zu tun? Auch, wenn es viele Definitionen gibt,
habe ich nicht eine entdeckt, die in irgendeiner Art und Weise darstellt das
Videospiele nur für Kinder sind oder nicht für Erwachsene. Da kommen wir doch
zur eigentlichen Grundfrage. Kann man für etwas überhaupt zu alt sein? Meiner
Meinung nach, kann man für bestimmte Dinge tatsächlich noch zu jung sein, aber
zu alt? Nein. Jemand kann höchstens „zu alt“ sein, weil seine körperlichen,
geistigen und psychischen Fähigkeiten aufgrund des Alterungsprozesses abgebaut
haben und er deswegen gewisse „Dinge“ nicht mehr ausüben kann. Das ist jedoch von Person zu Person sehr individuell = was ein 100-Jähriger kann, bekommen einige
80-Jährige schon lang nicht mehr hin. Rein psychologisch ist eh zu sagen: Man ist so alt, wie man sich fühlt. Wenn also
jemand meint, er wäre für etwas zu alt oder zu jung, dann ist das seine
persönliche individuelle subjektive Entscheidung und hat keinen objektiven
Allgemeinheitswert. Das Hauptproblem, warum solche Verallgemeinerungen
existieren, liegt an den typischen Merkmalen der Gesellschaft und der
Sozialisation. Der Boom der Videospiele ist noch nicht all zu alt. Die Eltern,
die Videospiele aus ihrer eigenen Kindheit nicht kennen, nehmen oft eine sehr
kritische Stellung gegen diese ein (und auch gegen anderes Neues. Neues und
Unbekanntes bewirkt bei Menschen seit Anbeginn seiner Zeit Unbehagen bis Angst
aus, also typisch menschlich). Sie sehen ihre Kinder nur stundenlang spielen und
sind der Meinung, dass ihr Kind wichtigere Dinge im Leben dadurch
vernachlässigt. Wenn sowas jedoch pathogene Ausmaße annimmt, liegt die Schuld nicht unbedingt bei dem Spiel.
Bereits
jetzt könnte ich aufhören und behaupten, Pokémon ist kein Kinderspiel. Jedoch
habe ich versprochen mehr auf das Spiel einzugehen und werde es deswegen auch
tun.
Unleugbar
ist, dass die Videospielentwickler von Game Freak durchaus vor allem ein
jüngeres Klientel mit ihren Pokemonspielen ansprechen wollen. Man spielt einen
Protagonisten im kindlichen bis jugendlichen Alter der eine farbenfrohe Welt
mit kunterbunten Monstern bereist. Dies sorgt natürlich sehr dafür, um die
kindliche Fantasie anzuregen (die in der grauen Welt der Erwachsenen leider zum
Teil verloren geht (welches ich übrigens nicht gut heiße)) und sich so besser
auf diese Welt und in den Hauptcharakter, der ein ähnliches Alter besitzt,
hineinzuversetzen. Doch nur, weil etwas
farbenfroh, alles bisschen niedlich
gestaltet und der Protagonist im
Kinder- bis Teeniealter ist, handelt es sich deswegen um ein klassisches
Kinderspiel? Wenn ich an Kinderspiele denke, denke ich höchstens an Maria
Montessori in entwicklungspsychologischer Hinsicht (ansonsten würde ich mich
auch da dem Begriff „Kinderspiele“ entziehen). Nun warum sind diese Spiele
trotzdem so angelegt, sodass sie vor allem Jüngere ansprechen. Ganz klar,
Marketingmove. Da Videospiele größtenteils immer noch von jüngeren Generationen
gespielt werden, wird die Gruppe angesprochen, mit der sich am meisten Geld
verdienen lässt. Jedoch kommt es immer mehr zu einem Wandel. Die Generationen,
die mit Videospielen aufgewachsen sind, werden älter und nicht alle waren so
gehorsam und gefügig ihren Eltern gegenüber (die Eltern , die eine nicht sehr
objektive und eher negative Meinung zu
dem Spiel haben, weil sie sich nicht genügend damit beschäftigt haben.) Sie
übernahmen nicht einfach deren Einstellungen (schön, dass es doch sowas wie
Identitätsfindung und Autonomiebestreben bei Kindern gibt). Was könnte ein
Kinderspiel sein? Hm…, es gibt ja dieses typische Sprichwort: „Das war ein
Kinderspiel“. Mit diesem Spruch wird angedeutet, dass etwas sehr einfach war.
Nun, ist Pokémon ein einfach zu spielendes Spiel? Meine Antwort ist ja und
nein. Pokémon an sich durchzuspielen ist durch einfaches aufleveln der Pokémon
gut lösbar, sodass es jedes Kind schafft, egal welche Pokémon es wählt. In der
Hinsicht ist Pokémon vom Schwierigkeitsgrad ein „Kinderspiel“. Doch auch dieses
ist ein Marketingmove (Kind hat Erfolgserlebnis = ist motiviert = will mehr
Editionen davon).
Kommen wir
jedoch zu dem Bereich von Pokémon, der mit einem Kinderspiel nicht mehr viel
gemein hat. Die Story und das Spiel scheinen im ersten Blick einfach strukturiert,
jedoch steckt viel mehr Komplexität dahinter, als der erste Schein vermuten
lässt. Ein Pokémon wird nicht nur durch aufleveln stärker. Wenn ein Pokémon
richtig stark werden soll sind mehrere Dinge erforderlich die es zu beachten
gilt (nebenbei gibt es internationale Weltmeisterschaften in Pokémon die in
Altersklassen eingestuft werden. Für die Meisterklasse muss man min. 16 Jahre
alt sein. Ohne die Beachtung der Dinge, die ich jetzt nennen werde, brauch man
bei diesen Meisterschaften gar nicht erst antreten). Aufgrund dieser „Dinge“
halte ich Pokémon für eines der komplexesten Strategiespiele überhaupt. Es gibt
kein Pokemonteam welches gegen jedes andere gewinnen könnte. Um ein Pokémon
wirklich stark zu trainieren muss man auf die DV´s (das sind sowas wie die Gene
der Pokémon (die durch Zufall beim fangen festgelegt werden)), die EV´s (dieses
sind die sogenannten Fleißpunkte = jedes Pokémon welches man mit seinem Pokémon
besiegt gibt diesen Extrapunkte für einen bestimmte Wert. Welcher Wert das ist
muss man herausfinden und je nachdem welchen Wert man steigern möchte, muss man
eben gegen bestimmte Pokémon kämpfen (jedoch ist die EV-Verteilung begrenzt und
es können max. 2 Werte maximiert werden) und das Wesen (es gibt neutrale Wesen,
aber es gibt auch Wesen die einen Wert um 10% erhöhen, dafür aber einen anderen
um 10% senken). Um genauer zu erklären was das Ganze ist, würde es jetzt sehr
komplex werden, deswegen belasse ich es dabei. Ich möchte jedoch eine
mathematische Berechnung aufzeigen um zu
verdeutlichen, dass das kein „Kinderspiel“ mehr ist:
Wer sich
genauer mit der Komplexität des Trainings eines Pokémon beschäftigen möchte,
findet geeignete Seiten unter den Quellenangaben. Weitere wichtige Faktoren
eines Pokémon wären beiläufig erwähnt auch sowas wie Fähigkeit, Movepool und so
weiter. Pokémon enthält aber nicht nur Komplexität in Hinsicht des Trainings,
nein es hat auch psychologischen und philosophischen Inhalt. Hierzu ein Zitat
zu den Spielen Pokémon Schwarz und Weiß: „Die Fragen, die einem gestellt
werden, sind philosophischer Natur. So gibt es das Team Plasma, das für die
Emanzipation der Pokémon kämpft, diese aus der Hand der Menschen, die diese
kontrollieren, befreien will. Außerdem werden existenzialistische Fragen
aufgeworfen: Was für ein Trainier will ich sein? Was sagt das über mich als
Menschen aus? Werden die Pokémon wirklich unterdrückt von den Menschen, oder
ist es für beide ein Vorteil, dass sie miteinander leben? Bin ich wirklich
stärker geworden, oder sind es nur die Pokémon, die stärker sind?“
Das Thema
mit Team Plasma, kann man durchaus auf die echte Welt übertragen. Wie sieht es
aus mit Haustieren und Massentierhaltung? Ist es okay, dass wir Haustiere
haben? Geht es ihnen so wirklich besser? Klar, sie kriegen Nahrung und haben
eine Unterkunft, aber ist es nicht gegen ihre Natur? Versklaven wir sie nicht
sogar indirekt damit? Machen wir sie nicht abhängig? Entziehen wir ihnen nicht
sogar ihre Freiheiten? Pokémon regt also an sich tiefgründige Fragen zu stellen.
Ein weiteres Thema in Pokémon Schwarz und Weiß ist der Missbrauch einer
Ideologie. Team Plasma kämpft zum Teil überzeugt davon, dass es um die
Befreiung von Pokémon geht, aber der Boss, der hinter dem ganzen steckt, hat ganz andere Ziele. Er will, dass niemand
mehr Pokémon (Waffen) besitzt. Denn wenn er der einzige ist der noch Pokémon
(Waffen) besitzt, kann er die Herrschaft der Welt an sich reißen. Wie gute
Absichten für böses verwendet werden, dafür kennen wir ja genug Beispiele (z.B.
Heilige Kriege).
Ich merke, dass ich bereits sehr viel
geschrieben habe und noch viel mehr schreiben könnte, jedoch soll das hier kein
Roman werden (man könnte z.B. noch viel mehr auf die psychologische Wichtigkeit
eingehen (z.B. die Bedeutung von Märchen und der Ersatz der Spiele in der
Hinsicht). Es gibt auf jeden Fall viele
Studien über Pokémon die zu positiven Ergebnissen gekommen sind. Dieses Spiel
kann förderlich für Kinder aber auch
Erwachsene in folgenden Bereichen sein:
z.B.:
-
Taktisches Geschick
-
Verantwortungsbewusstsein
-
fördert Konzentration und Ausdauer
-
fördert EDV-Fertigkeiten
-
fördert soziale Fähigkeiten (z.B. Taktik und
Handel)
-
Gedächtnistraining (fördert die Merkfähigkeit)
-
fördert die Fantasie, Ideen und die Kreativität
-
fördert Freundschaften und Fürsorglichkeit
-
fördert den Wortschatz
Fazit: Ob nun Pokémon ein Kinderspiel ist, muss jeder für sich selbst einschätzen. Mit meinem Beitrag möchte ich nur darauf hinweisen, dass ich es nicht gut finde, über Dinge, die man nicht kennt, voreilig zu Urteilen und vor allem in Stereotypen zu denken. Und selbst, wenn es als Kinderspiel gesehen wird, was spricht dagegen es hin und wieder zu spielen? Ist die Förderung seines inneren Kindes nicht wichtig? In einer Zeit in der gesellschaftlicher Narzissmus großgeschrieben wird und viele Menschen ein progressives Verhalten („Scheinerwachsen“, auf übertrieben Erwachsen tun) an den Tag legen, ist es besonders wichtig, sein inneres Kind zu bewahren. Wer sein inneres Kind verliert, kann meiner Meinung nach auch nicht mehr wirklich Erwachsen werden. Denn er hat einen Teil von sich selbst verloren, den er einfach nicht akzeptieren konnte. Für mich heißt Erwachsensein, sich selbst zu akzeptieren so wie man ist. Außerdem ist zu Videospielen noch zu sagen: Es ist nicht unbedingt wichtig was man spielt, sondern wie man es spielt.
„Genau wie
ich einen jungen Menschen gutheiße, in dem eine Spur von Alter ist, billige ich
einen alten Menschen, der das Aroma der Jugend hat. Wer sich bemüht, Jugend und
Alter zu vermischen, wird wohl körperlich altern, aber nie geistig.“
~Marcus
Tullius Cicero~
Quellen:
- http://web.archive.org/web/20070609220340/http://www.soziales.fh-dortmund.de/diederichs/uniffm/pdfs/khaledpour.pdf
- http://de.wikipedia.org/wiki/Pok%C3%A9mon#P.C3.A4dagogische_Kulturkritik
- http://www.bisaboard.de/board12-pok%C3%A9mon_allgemeines/board6-pok%C3%A9mon_plauder_und_diskussionsecke/204937-pok%C3%A9mon_f%C3%BCr_erwachsene/index3.html?s=93f9f374ead648f948ce061c3f376f8af279d66b
- http://www.gutefrage.net/frage/pokemon-frage--kinderspiel-ja-oder-nein--
- http://forum.pokefans.net/pokemon-plauderecke/topic549-450.html
- http://forum.giga.de/nintendo/1201909-ist-pokemon-ein-kinderspiel.html
- http://www.pokewiki.de/Pok%C3%A9monstudien
- http://vgstudies.wordpress.com/2011/03/08/schwarze-edition-und-weise-edition-pokemon-und-philosophie/
- http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/panorama/artikel/nie-zu-alt-zum-zocken/944700/nie-zu-alt-zum-zocken.html
- http://www.zeitzuleben.de/1033-wer-ist-schon-wirklich-erwachsen/
- http://www.pokewiki.de/DV
- http://www.pokewiki.de/EV#.C3.9Cberpr.C3.BCfung_in_anderen_Editionen_ohne_Hilfe_von_NPCs
- http://www.pokewiki.de/Wesen
- http://www.pokemon.com/de/play-pokemon/championship-series/videospiel-landesmeisterschaften/faq/
- Alexander Grob und Uta Jaschinski (2003): Erwachsen werden - Entwicklungspsychologie des Jugendalters. 1. Auflage. Verlagsort: Weinheim; Basel; Berlin. Beltz Verlag. Seite 17-18; 114
- Jürg Willi (2010): Die Zweierbeziehung - Spannungsursachen, Störungsmuster, Klärungsprozesse, Lösungsmodelle. 20. Auflage. Verlagsort: Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Seite 20-24
- Stephan Knischek (2000): Lebensweisheiten berühmter Philosophen - 4000 Zitate von Aristoteles bis Wittgenstein. 3. Auflage. Verlagsort: München. Humboldt-Taschenbuchverlag Jacobi KG. Seite 47
- Soziologie und Psychologieunterricht
- Eigener Kopf
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