Freitag, 23. August 2013

Pokemon - Nur ein Kinderspiel?


Heute möchte ich mich mit dem Thema von Videospielen beschäftigen. Heutzutage ist in der Allgemeinheit immer noch der Irrglaube vertreten Videospiele seien größtenteils etwas für Kinder. Um aufzuzeigen, dass dieses nicht der Fall ist, nehme ich ein bekanntes Spiel besser in Augenschein um anhand diesem festzustellen, dass es sich hier nicht rein um etwas kindliches kindisches für Kinder handelt, sondern auch etwas förderliches für Erwachsene ist. Gerade Pokémon wird von vielen noch als das Kinderspiel schlechthin geschimpft. Ich werde jedoch heute beweisen, dass das nicht so ganz zutrifft.

Was ist eigentlich kindisch und was ist erwachsen?  Es gibt dazu etliche unterschiedliche Definitionen. Wer sich einmal damit beschäftigt wird sich ganz groß Fragen, nun… was haben Videospiele damit zu tun? Auch, wenn es viele Definitionen gibt, habe ich nicht eine entdeckt, die in irgendeiner Art und Weise darstellt das Videospiele nur für Kinder sind oder nicht für Erwachsene. Da kommen wir doch zur eigentlichen Grundfrage. Kann man für etwas überhaupt zu alt sein? Meiner Meinung nach, kann man für bestimmte Dinge tatsächlich noch zu jung sein, aber zu alt? Nein. Jemand kann höchstens „zu alt“ sein, weil seine körperlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten aufgrund des Alterungsprozesses abgebaut haben und er deswegen gewisse „Dinge“ nicht mehr ausüben kann.  Das ist jedoch von Person zu Person sehr individuell  = was ein 100-Jähriger kann, bekommen einige 80-Jährige schon lang nicht mehr hin. Rein psychologisch ist eh zu sagen:  Man ist so alt, wie man sich fühlt. Wenn also jemand meint, er wäre für etwas zu alt oder zu jung, dann ist das seine persönliche individuelle subjektive Entscheidung und hat keinen objektiven Allgemeinheitswert. Das Hauptproblem, warum solche Verallgemeinerungen existieren, liegt an den typischen Merkmalen der Gesellschaft und der Sozialisation. Der Boom der Videospiele ist noch nicht all zu alt. Die Eltern, die Videospiele aus ihrer eigenen Kindheit nicht kennen, nehmen oft eine sehr kritische Stellung gegen diese ein (und auch gegen anderes Neues. Neues und Unbekanntes bewirkt bei Menschen seit Anbeginn seiner Zeit Unbehagen bis Angst aus, also typisch menschlich). Sie sehen ihre Kinder nur stundenlang spielen und sind der Meinung, dass ihr Kind wichtigere Dinge im Leben dadurch vernachlässigt. Wenn sowas jedoch pathogene Ausmaße annimmt,  liegt die Schuld nicht unbedingt bei dem Spiel.

Bereits jetzt könnte ich aufhören und behaupten, Pokémon ist kein Kinderspiel. Jedoch habe ich versprochen mehr auf das Spiel einzugehen und werde es deswegen auch tun.

Unleugbar ist, dass die Videospielentwickler von Game Freak durchaus vor allem ein jüngeres Klientel mit ihren Pokemonspielen ansprechen wollen. Man spielt einen Protagonisten im kindlichen bis jugendlichen Alter der eine farbenfrohe Welt mit kunterbunten Monstern bereist. Dies sorgt natürlich sehr dafür, um die kindliche Fantasie anzuregen (die in der grauen Welt der Erwachsenen leider zum Teil verloren geht (welches ich übrigens nicht gut heiße)) und sich so besser auf diese Welt und in den Hauptcharakter, der ein ähnliches Alter besitzt, hineinzuversetzen. Doch nur,  weil etwas farbenfroh, alles bisschen niedlich  gestaltet  und der Protagonist im Kinder- bis Teeniealter ist, handelt es sich deswegen um ein klassisches Kinderspiel? Wenn ich an Kinderspiele denke, denke ich höchstens an Maria Montessori in entwicklungspsychologischer Hinsicht (ansonsten würde ich mich auch da dem Begriff „Kinderspiele“ entziehen). Nun warum sind diese Spiele trotzdem so angelegt, sodass sie vor allem Jüngere ansprechen. Ganz klar, Marketingmove. Da Videospiele größtenteils immer noch von jüngeren Generationen gespielt werden, wird die Gruppe angesprochen, mit der sich am meisten Geld verdienen lässt. Jedoch kommt es immer mehr zu einem Wandel. Die Generationen, die mit Videospielen aufgewachsen sind, werden älter und nicht alle waren so gehorsam und gefügig ihren Eltern gegenüber (die Eltern , die eine nicht sehr objektive und eher negative  Meinung zu dem Spiel haben, weil sie sich nicht genügend damit beschäftigt haben.) Sie übernahmen nicht einfach deren Einstellungen (schön, dass es doch sowas wie Identitätsfindung und Autonomiebestreben bei Kindern gibt). Was könnte ein Kinderspiel sein? Hm…, es gibt ja dieses typische Sprichwort: „Das war ein Kinderspiel“. Mit diesem Spruch wird angedeutet, dass etwas sehr einfach war. Nun, ist Pokémon ein einfach zu spielendes Spiel? Meine Antwort ist ja und nein. Pokémon an sich durchzuspielen ist durch einfaches aufleveln der Pokémon gut lösbar, sodass es jedes Kind schafft, egal welche Pokémon es wählt. In der Hinsicht ist Pokémon vom Schwierigkeitsgrad ein „Kinderspiel“. Doch auch dieses ist ein Marketingmove (Kind hat Erfolgserlebnis = ist motiviert = will mehr Editionen davon).

Kommen wir jedoch zu dem Bereich von Pokémon, der mit einem Kinderspiel nicht mehr viel gemein hat. Die Story und das Spiel scheinen im ersten Blick einfach strukturiert, jedoch steckt viel mehr Komplexität dahinter, als der erste Schein vermuten lässt. Ein Pokémon wird nicht nur durch aufleveln stärker. Wenn ein Pokémon richtig stark werden soll sind mehrere Dinge erforderlich die es zu beachten gilt (nebenbei gibt es internationale Weltmeisterschaften in Pokémon die in Altersklassen eingestuft werden. Für die Meisterklasse muss man min. 16 Jahre alt sein. Ohne die Beachtung der Dinge, die ich jetzt nennen werde, brauch man bei diesen Meisterschaften gar nicht erst antreten). Aufgrund dieser „Dinge“ halte ich Pokémon für eines der komplexesten Strategiespiele überhaupt. Es gibt kein Pokemonteam welches gegen jedes andere gewinnen könnte. Um ein Pokémon wirklich stark zu trainieren muss man auf die DV´s (das sind sowas wie die Gene der Pokémon (die durch Zufall beim fangen festgelegt werden)), die EV´s (dieses sind die sogenannten Fleißpunkte = jedes Pokémon welches man mit seinem Pokémon besiegt gibt diesen Extrapunkte für einen bestimmte Wert. Welcher Wert das ist muss man herausfinden und je nachdem welchen Wert man steigern möchte, muss man eben gegen bestimmte Pokémon kämpfen (jedoch ist die EV-Verteilung begrenzt und es können max. 2 Werte maximiert werden) und das Wesen (es gibt neutrale Wesen, aber es gibt auch Wesen die einen Wert um 10% erhöhen, dafür aber einen anderen um 10% senken). Um genauer zu erklären was das Ganze ist, würde es jetzt sehr komplex werden, deswegen belasse ich es dabei. Ich möchte jedoch eine mathematische Berechnung  aufzeigen um zu verdeutlichen, dass das kein „Kinderspiel“ mehr ist:

Berechnung der DV-Werte:

Wer sich genauer mit der Komplexität des Trainings eines Pokémon beschäftigen möchte, findet geeignete Seiten unter den Quellenangaben. Weitere wichtige Faktoren eines Pokémon wären beiläufig erwähnt auch sowas wie Fähigkeit, Movepool und so weiter. Pokémon enthält aber nicht nur Komplexität in Hinsicht des Trainings, nein es hat auch psychologischen und philosophischen Inhalt. Hierzu ein Zitat zu den Spielen Pokémon Schwarz und Weiß: „Die Fragen, die einem gestellt werden, sind philosophischer Natur. So gibt es das Team Plasma, das für die Emanzipation der Pokémon kämpft, diese aus der Hand der Menschen, die diese kontrollieren, befreien will. Außerdem werden existenzialistische Fragen aufgeworfen: Was für ein Trainier will ich sein? Was sagt das über mich als Menschen aus? Werden die Pokémon wirklich unterdrückt von den Menschen, oder ist es für beide ein Vorteil, dass sie miteinander leben? Bin ich wirklich stärker geworden, oder sind es nur die Pokémon, die stärker sind?“
Das Thema mit Team Plasma, kann man durchaus auf die echte Welt übertragen. Wie sieht es aus mit Haustieren und Massentierhaltung? Ist es okay, dass wir Haustiere haben? Geht es ihnen so wirklich besser? Klar, sie kriegen Nahrung und haben eine Unterkunft, aber ist es nicht gegen ihre Natur? Versklaven wir sie nicht sogar indirekt damit? Machen wir sie nicht abhängig? Entziehen wir ihnen nicht sogar ihre Freiheiten? Pokémon regt also an sich tiefgründige Fragen zu stellen. Ein weiteres Thema in Pokémon Schwarz und Weiß ist der Missbrauch einer Ideologie. Team Plasma kämpft zum Teil überzeugt davon, dass es um die Befreiung von Pokémon geht, aber der Boss, der hinter dem ganzen steckt,  hat ganz andere Ziele. Er will, dass niemand mehr Pokémon (Waffen) besitzt. Denn wenn er der einzige ist der noch Pokémon (Waffen) besitzt, kann er die Herrschaft der Welt an sich reißen. Wie gute Absichten für böses verwendet werden, dafür kennen wir ja genug Beispiele (z.B. Heilige Kriege).

Ich merke, dass ich bereits sehr viel geschrieben habe und noch viel mehr schreiben könnte, jedoch soll das hier kein Roman werden (man könnte z.B. noch viel mehr auf die psychologische Wichtigkeit eingehen (z.B. die Bedeutung von Märchen und der Ersatz der Spiele in der Hinsicht).  Es gibt auf jeden Fall viele Studien über Pokémon die zu positiven Ergebnissen gekommen sind. Dieses Spiel kann förderlich für  Kinder aber auch Erwachsene in folgenden Bereichen sein:

z.B.:
-          Taktisches Geschick
-          Verantwortungsbewusstsein
-          fördert Konzentration und Ausdauer
-          fördert EDV-Fertigkeiten
-          fördert soziale Fähigkeiten (z.B. Taktik und Handel)
-          Gedächtnistraining (fördert die Merkfähigkeit)
-          fördert die Fantasie, Ideen und die Kreativität
-          fördert Freundschaften und Fürsorglichkeit
-          fördert den Wortschatz


Fazit: Ob nun Pokémon ein Kinderspiel ist, muss jeder für sich selbst einschätzen. Mit meinem Beitrag möchte ich nur darauf hinweisen, dass ich es nicht gut finde, über Dinge, die man nicht kennt, voreilig zu Urteilen und vor allem in Stereotypen zu denken.  Und selbst, wenn es als Kinderspiel gesehen wird, was spricht dagegen es hin und wieder zu spielen? Ist die Förderung seines inneren Kindes nicht wichtig? In einer Zeit in der gesellschaftlicher Narzissmus großgeschrieben wird und viele Menschen ein progressives Verhalten („Scheinerwachsen“, auf übertrieben Erwachsen tun) an den Tag legen, ist es besonders wichtig, sein inneres Kind zu bewahren. Wer sein inneres Kind verliert, kann meiner Meinung nach auch nicht mehr wirklich Erwachsen werden. Denn er hat einen Teil von sich selbst verloren, den er einfach nicht akzeptieren konnte. Für mich heißt Erwachsensein, sich selbst zu akzeptieren so wie man ist. Außerdem ist zu Videospielen noch zu sagen: Es ist nicht unbedingt wichtig was man spielt, sondern wie man es spielt.


„Genau wie ich einen jungen Menschen gutheiße, in dem eine Spur von Alter ist, billige ich einen alten Menschen, der das Aroma der Jugend hat. Wer sich bemüht, Jugend und Alter zu vermischen, wird wohl körperlich altern, aber nie geistig.“
~Marcus Tullius Cicero~



Quellen:
- http://web.archive.org/web/20070609220340/http://www.soziales.fh-dortmund.de/diederichs/uniffm/pdfs/khaledpour.pdf
- http://de.wikipedia.org/wiki/Pok%C3%A9mon#P.C3.A4dagogische_Kulturkritik
- http://www.bisaboard.de/board12-pok%C3%A9mon_allgemeines/board6-pok%C3%A9mon_plauder_und_diskussionsecke/204937-pok%C3%A9mon_f%C3%BCr_erwachsene/index3.html?s=93f9f374ead648f948ce061c3f376f8af279d66b
- http://www.gutefrage.net/frage/pokemon-frage--kinderspiel-ja-oder-nein--
- http://forum.pokefans.net/pokemon-plauderecke/topic549-450.html
- http://forum.giga.de/nintendo/1201909-ist-pokemon-ein-kinderspiel.html
- http://www.pokewiki.de/Pok%C3%A9monstudien
- http://vgstudies.wordpress.com/2011/03/08/schwarze-edition-und-weise-edition-pokemon-und-philosophie/
- http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/panorama/artikel/nie-zu-alt-zum-zocken/944700/nie-zu-alt-zum-zocken.html
- http://www.zeitzuleben.de/1033-wer-ist-schon-wirklich-erwachsen/
- http://www.pokewiki.de/DV
- http://www.pokewiki.de/EV#.C3.9Cberpr.C3.BCfung_in_anderen_Editionen_ohne_Hilfe_von_NPCs
- http://www.pokewiki.de/Wesen
- http://www.pokemon.com/de/play-pokemon/championship-series/videospiel-landesmeisterschaften/faq/
- Alexander Grob und Uta Jaschinski (2003): Erwachsen werden - Entwicklungspsychologie des Jugendalters. 1. Auflage. Verlagsort: Weinheim; Basel; Berlin. Beltz Verlag. Seite 17-18; 114
- Jürg Willi (2010): Die Zweierbeziehung - Spannungsursachen, Störungsmuster, Klärungsprozesse, Lösungsmodelle. 20. Auflage. Verlagsort: Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Seite 20-24
- Stephan Knischek (2000): Lebensweisheiten berühmter Philosophen - 4000 Zitate von Aristoteles bis Wittgenstein. 3. Auflage. Verlagsort: München. Humboldt-Taschenbuchverlag Jacobi KG. Seite 47
- Soziologie und Psychologieunterricht
- Eigener Kopf

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