Mittwoch, 21. März 2012

Ein bisschen mehr Androgynie (Androgynität)?

Nun werden sich sicher einige Fragen: Ok... was soll das?
oder, sie müssen erstmal das Wort nachgooglen. : D
Aber dazu besteht eigentlich kein Bedarf, weil ich den Begriff sogar definieren werde.

Def.: Androgynie ist die Vereinigung männlicher und weiblicher Merkmale.

Erläuterung: Eine Person, die viele männliche und viele weibliche Merkmale in sich vereint, wird als androgyn bezeichnet. Dem gegenüber steht die undifferenzierte Geschlechtsidentität (= wenig männliche und wenig weibliche Eigenschaften).

Vornweg:
1. Es geht mir nicht darum das jemand viele weibliche und männliche Merkmale in sich vereinigt, also ist androgyn ehern provozierend gewählt, aber es geht in die Richtung.
2. Es geht mir nicht um körperliche Merkmale oder einen bestimmten Kleidungsstil, sondern nur um den Charakter.


Da es eines meiner Hauptziele im Leben ist inneren Frieden zu finden, bin ich oft bei den Büchern die ich gelesen habe auf die Verschmelzung von männlicher und weiblicher Eigenschaften gestoßen, die zu einem inneren Gleichgewicht führen sollen. Auch in der allgemeinen Psychologie werden androgynen Menschen stärkere psychische Eigenschaften und ein höheres psychisches Wohlbefinden nachgesagt.

Exkurs: Konfuzius

Yang = das aktive, das zeugende Prinzip, auch als das männliche bezeichnet
Yin = das weibliche, das hingebende, das empfangende, das verhüllende


Wenn Yang die Oberhand hat und Yin keine Beachtung mehr hat:
(Wie es bereits bei einigen Menschen (vor allem in der westlichen Kultur) der Fall ist). Wird die Welt überzogen (ist bereits) mit einem atemlosen Aktivismus, berauscht sich blindlings an allem, was mehr Schnelligkeit, mehr Größe und mehr Stärke verheißt. Menschen verschließen sich vor Yin das ihnen mehr Sanftheit und Bescheidenheit verordnet und Augen und Ohren öffnen würde für ihre Einbettung in das großartige Netzwerk, das alles Lebendige verbindet. Wenn Yang die Oberhand gewinnt (wie geschehen) nehmen Gewaltsamkeit und Rücksichtslosigkeit automatisch zu. Der Umgang wird kälter und härter, weil Yin nicht mehr ausgleichende Milde, Wärme und Hingabefähigkeit beisteuert.

Aber nicht nur Philosophen auch Psychologen geben zu z.B. Jürg Willi das es Vorteile mit sich bringt männliche und weibliche Eigenschaften zu besitzen bzw. zuzulassen.

Ich habe das Ganze bis jetzt vielleicht etwas falsch formuliert.
Mir geht es nicht um den Erwerb gegengeschlechtlicher Merkmale.
Mir geht es ehern darum das die gegengeschlechtlichen Tendenzen die jeder von uns besitzt wahrgenommen und respektiert werden.

Selbst das Konzept der Geschlechtsidentität basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch in mehr oder weniger starkem Ausmaß männliche und weibliche Eigenschaften haben kann. Ich bin auch der Meinung das jeder diese nicht nur haben kann sondern hat, wenn er nicht zu stark negativ sozialisiert und die eigene Identitätsfindung zu stark manipuliert wurde und es zu einer gelungenen Individualisierung kommt (kein Mainstreamsozialisationsschwimmer).

Also wer inneres Gleichtgewicht sucht sollte sich so respektieren und akzeptieren wie er ist. Nur weil ein Mann einige weibliche Eigenschaften hat, ist er trotzdem noch ein Mann (Gene, körperliche Merkmale, z.T. Kleidungsstil etc.) dadurch geht Männlichkeit nicht verloren, er ist einfach nur gut individualisiert und hat z.B. die positive Eigenschaft seine Emotionen zu zeigen und einzugestehen. Das gleiche gilt auch für die Frau wenn sie sich männliche Eigenschaften eingesteht.

Allgemein ist außerdem noch zu sagen das es eigentlich nur begrenzt typisch Männlich und typisch Weiblich gibt (in Hinsicht Charakter). Jede Gesellschaft, jede Kultur, jedes Land, hat ein ganz eigenständiges Bild von typisch Männlich und typisch Weiblich was sich zum Teil sehr unterscheidet. Daraus ist zu schließen das diese Stereotypisierung aus der Sozialisation heraus entsteht und uns vorgaukelt was angeblich wirklich männlich und wirklich weiblich ist. Bereits die Natur, die Tiere und unsere eigenen Vorfahren, zeigen uns das dieses heutige Bild von Mann und Frau sehr begrenzt der Wahrheit entspricht.

Nun könnten einige behaupten das trotz des hohen Einflusses der Sozialisationebenen und deren -Instanzen es trotzdem typische klassische männliche und weibliche Verhaltensweisen gibt die in unseren Urinstinkten etc. verankert sind. Dies will ich auch gar nicht abstreiten, nur ist deren Bedeutung und Einfluss beim heutigen Menschen mehr als begrenzt, weswegen bis heute nicht ganz nachgewiesen werden konnte welches diese Verhaltensweisen sind. Außerdem sollte man sich damit beschäftigen wie Instinkte entstehen, eigentlich sind sie wie abgespeicherte tiefverankerte Daten die sich eben damals bewährt haben und aus der Laune der Natur heraus entstanden sind (durch Zufall) -> der Mensch hätte sich auch ganz anders entwickeln können (siehe Planet der Frauen oder Planet der Affen : D).

Selbst die besten Psychologen, Soziologen und wie sie auch alle heißen streiten bis Heute darüber was typisch Mann und typisch Frau ist. Ich wollte mit diesem Beitrag nur erreichen das die Leser mal tief in sich gehen und sich vielleicht jetzt etwas mehr akzeptieren und respektieren können als vorher und sie einen höheren Kenntnisgewinn über sich selbst verbuchen.

Auch kindliche Eigenschaften sollten ruhig in sich respektiert werden, aber dazu gibt es in einem späteren Beitrag mehr zu lesen, genau wie zu meiner Kritik an der Sozialisation (an der natürlich nicht alles schlecht ist).

Auszug aus Jürg Willi - Die Zweierbeziehung:

Die Begriffe der regressiven und progressiven Position sind in diesem Buch von zentraler Bedeutung. Regressive und progressive Position werden fortan ausschließlich als neurotische Abwehrhaltungen verstanden: Regression als ein Zurückfallen auf kindliche Verhaltensweisen, Progression als Versuch, eigene Schwäche mit <Erwachsenheitsfassade> zu überspielen.

Dieses überkompensierende Verhalten bezeichnet man in psychoanalytischer Terminologie als Reaktionsbildung. Progressives Verhalten meint also Pseudoreife und nicht echte Reife.
Mancher fixiert sich auf der regressiven Position aus Angst vor Überforderung oder Bestrafung, wenn er für sich reifere Verhaltensweisen anstreben würde; mancher fixiert sich in der progressiven Position, weil er sich regressiver Verhaltensweisen schämen würde. In unserem Kulturraum besteht die Tendenz, progressive Verhaltensweisen vor allem dem Mann zuzuschreiben, regressive aber der Frau (siehe dazu H.E. Richter: <
Lernziel Solidarität>). Der Mann hat sich als allzeit überlegen, stark und lebenserfahren zu erweisen, als ritterlicher Beschützer und Stütze der Frau, während regressives Verhalten wie Suchen nach Schutz und Trost, schwächliche Anklammerungsbedürfnisse und Unselbständigkeit immernoch als unmännlich gelten. Da aber Männer in der Regel wohl kaum wesentlich reifer und in der Entwicklung vorangeschrittener sein dürften als Frauen, fühlen sie sich oft gezwungen, sich zum Scheine progressiv aufzuspielen und ihre regressiven Kommunikationswünsche zu unterdrücken und zu verleugnen. Andererseits gelten auch heute noch, wenn auch sicherlich weniger also vor einigen Jahrzehnten, regressive Verhaltensweisen als besonders fraulich. Viele Männer fühlen sich besonders angezogen von Frauen, die in ihnen Halt und Stütze suchen, sich an sie lehnen wollen, an ihnen emporblicken, ihnen kindlich vertrauen und naiven Unsinn daherplaudern. Manche Frauen sind forciert bemüht, sich auf das schwächlich- regressive Stereotyp der <Idealfrau> zu bescheiden, obwohl das gar nicht ihrer eigentlichen Verfassung entspricht. Sie geben sich dann betont <weiblich>, indem sie alle aktiven, sogenannt männlichen Verhaltensweisen in sich unterdrücken. Die Frau tut dann so, als ob sie schwach wäre, benützt aber oftmals gerade ihre Schwäche, um sich gegen die großtuerischen Männer durchzusetzen.

(Und warum? Weil die böse Sozialisation uns so heftig vorgaukelt was typisch Mann und Frau ist das wir deswegen zum teil ernsthaft neurotisch werden, heftig oder? Später wird in dem Buch noch erklärt wie wichtig eine Gleichwertigkeit in der Beziehung ist, das es gut ist in ungefähren gleichem Maße progressive und regressive Tendenzen zu haben und auf die "Unterschiede" zwischen Mann und Frau wird auch nochmal eingegangen)



Quellen:
- Alexander Grob und Uta Jaschinski (2003): Erwachsen werden - Entwicklungspsychologie des Jugendalters. 1. Auflage. Verlagsort: Weinheim; Basel; Berlin. Beltz Verlag. Seite: 50-51
- Horst-Eberhard Richter (1998): Als Einstein nicht mehr weiterwußte - Ein himmlischer Krisengipfel. 4. Auflage. Verlagsort: Düsseldorf und München. ECON Verlag. Seite: 57
- Jürg Willi (2010): Die Zweierbeziehung - Spannungsursachen, Störungsmuster, Klärungsprozesse, Lösungsmodelle. 20. Auflage. Verlagsort: Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Seite: 23-24
- http://de.wikipedia.org/wiki/Androgynie
- Meine kognitiven Überlegungen und Gedanken, dank meines Enzephalons

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