Ich beziehe mich bei meiner vereinfachten Definition von Kollusion auf Jürg Willi, der diesen Begriff in seinem Buch "Die Zweierbeziehung", vor allem für Partnerschaften, geprägt hat. Kollusionen entstehen jedoch keinesfalls nur in Partnerschaften, sondern sind grob definiert; ein oft unbewusstes Einvernehmen, d.h. ein uneingestandenes, oft aufgrund unbewusster psychischer Motive bzw. Konflikte unbewusst abgestimmtes Zusammenspiel zweier oder mehrerer Personen und können somit auch im Freundeskreis, zwischen Eltern und Kindern und eigentlich überall auftreten wo emotionale Bindungen entstehen. Es gibt verschiedene Bereiche in denen der Begriff der Kollusion unterschiedlich genutzt wird. Bei der Kollusion, um die es mir geht, beziehe ich mich auf den Bereich der Psychologie.
Nach Jürg Willi sind Kollusionen das Zusammenspiel in einem neurotischen Paarkonflikt. Neurotisch meint, dass die Partner aufgrund innerer Fixierungen an unbewusste Konfliktsituationen der Kindheit nicht in der Lage sind, Differenzen zielgerichtet und sachbezogen miteinander zu bewältigen. Bei weitem nicht jeder Ehekonflikt ist eine Kollusion. Vereinfacht gesagt: Kollusionen entstehen durch vergangene Ereignisse und Erlebnisse die uns geprägt haben und wir uns deren aber nicht immer wirklich im Klaren sind. Eine Kollusion kann aber erst dann entstehen wenn der Partner wie in einem Schlüssel-Schloss-Phänomen unbewusst darauf eingeht und sich mit dem Partner einspielt. Beide haben ungefähr ähnliches erlebt, haben es in sich anders verarbeitet und es hat sie unterschiedlich geprägt. Diese unterschiedlichen Ausprägungen scheinen jedoch zueinander zu passen und sich zu ergänzen. In Folge wird jedoch klar das diese Ergänzung in den Partnern oft etwas auslöst was früher oder später zu einer Art Eskalation führen kann. Die Partner gehen ein Zusammenspiel ein, das sie zur Abwehr und Bewältigung von miteinander geteilten Ängsten und Schuldgefühlen inszenieren und aufrechterhalten und durch das sie sich unentrinnbar aufeinander bezogen fühlen. Knapp gesagt, es dreht sich immer wieder im Kreis um das selbse Thema, doch irgendwann funktioniert dieses Zusammenspiel nicht mehr und das Drama beginnt.
Jürg Willi hat 2 weitere Begriffe in diesem Zusammenhang geprägt. Das progressive und das regressive Verhalten. Unter progressives Verhalten, nach Jürg Willi, versteht man das forcierte Bemühen um starkes, überlegenes und "erwachsenes" Verhalten gegenüber des Partners während das regressive Verhalten für kindlich-hilflos, abhängig und verantwortungslos steht. Diese Formen des Verhaltens äußern sich in den Kollusionen in meist unterschiedlicher Form und ergänzen sich. Dabei ist zu erwähnen das der Partner mit dem progressiven Verhalten meist nicht wirklich erwachsener ist, sondern eher "Scheinerwachsen" und der regressive eher "Scheinkindlich" ist. Von ihrem Reife- und Erwachsenengrad nehmen sich beide meist nicht unbedingt viel. Jedoch ist ihnen das oft nicht bewusst und es kommt zu einem Ungleichgewicht, welches die Beziehung an die Wand fahren kann. Jedoch kann aus Kollusion, Ko-Evolution (gemeinsames Wachsen) entstehen. Eine Kollusion bietet den Nährstoff einer großen Herausforderung und eine Herausforderung ist in jeder Partnerschaft wichtig um gemeinsam zu Wachsen. Leider streben die meisten danach einen idealisierten Partner zu finden und sind enttäuscht wenn ihnen diese bestimmte unbewusste Herausforderung, bei ihrem ach so "tollen" Anfangs idealisieren Partner fehlt. Oder sie flüchten vor der Herausforderung und suchen sich schnell einen Neuen und idealisieren diesen auch wieder über Monate und Jahre bis ihnen wieder bewusst wird das ihnen etwas fehlt. Auf diesen Phänomen werde ich in einem späteren Beitrag eingehen wo es um meine persönliche Philosophie der Liebe geht.
Es gibt Unmengen Beispiele für Kollusionen. In dem Werk "Die Zweierbeziehung" beschreibt Jürg Willi die klassischen meist auftretenden Kollusionen. Jedoch gibt es ganz viele unterschiedliche Kollusionen. Unmengen, Milliarden unterschiedliche. Das ist auch Jürg Willi bewusst geworden. Deswegen erschien 2012 eine überarbeitete und erweiterte Version des Buches "Die Zweierbeziehung" in diesem er darauf hinweist und 3 neue oft auftretende Kollusionen vorstellt. Ich könnte rein an meiner letzten Beziehung so einige Kollusionen auf einmal als Beispiel anbringen, aber dies ist zu privat (2 fallen mir spontan ein).
Quellen:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Kollusion_%28Psychologie%29
- Jürg Willi
(2010): Die Zweierbeziehung - Spannungsursachen, Störungsmuster,
Klärungsprozesse, Lösungsmodelle. 20. Auflage. Verlagsort: Reinbek bei
Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag. S. 185; 286-287 (eigentlich alle Seiten)
- Jürg Willi (2012): Die Zweierbeziehung - Erweitert und überarbeitet. Neuausgabe. Verlagsort: Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag. S. 342-343 (eigentlich alle Seiten)
- Meine kognitiven Überlegungen und Gedanken
Freitag, 6. Juli 2012
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