Sonntag, 8. April 2012

Depression? Finde es heraus!

Gesamtauszug aus Erwachsen werden - Entwicklungspsychologie des Jugendalters von Grob und Jaschinski

Definition und Klassifikation der klinischen Depression

Major Depression
Eine Major Depression wird dann diagnostiziert, wenn der Patient bereits eine oder mehrere depressive Episoden mit einer Dauer von mindestens zwei Wochen erlebt hat. An fast allen Tagen muss er in dieser Zeit unter depressiver Verstimmung und/oder vermindertem Interesse an allen oder fast allen Tätigkeiten gelitten haben. Je nach Anzahl und Intensität der vorliegenden Symptome können leichte, mittlere und schwere Episoden unterschieden werden (Groen & Petermann, 1998).

Dysthyme Störung
Die dysthyme Störung ist eine weniger schwere, aber länger andauernde Form der klinischen Depression. Wenn der Patient über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr an mindestens der Hälfte der Tage unter depressiver Stimmung und mindestens zwei der folgenden Symptome leidet , dann wird eine dysthyme Störung diagnostiziert.

Nicht näher bezeichnete depressive Störung
Wenn eine depressive Symptomatik vorliegt, die regelmäßig wiederkehrt, aber in Dauer und Intensität nicht der Major Depression oder der dysthymen Störung entspricht, so wird diese als "nicht näher bezeichnete depressive Störung" diagnostiziert (DSM-IV).


Diagnostische Kriterien für eine Major Depression (DSM-IV)
(a) Eine Major Depression wird dann diagnostiziert, wenn der Patient über einen Zeitraum von zwei Wochen unter mindestens fünf der folgenden Symptome leidet. Mindestens eines davon ist (i) depressive Stimmung oder (ii) Interessenverlust.
- Der Patient leidet die meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen unter depressiver Stimmung. Bei Kindern und Jugendlichen kann es sich alternativ auch um Reizbarkeit handeln.
- Deutlich reduziertes Interesse oder Spaß an allen oder fast allen Aktivitäten über die meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen
- Deutlicher Gewichtsverlust oder Appetitverlust; bei Kindern und Jugendlichen kann es sich auch um eine deutlich reduzierte Gewichtszunahme handeln.
- Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
- Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
- Müdigkeit bzw. Energieverlust
- Gefühle von Wertlosigkeit oder unangemessene Schuldgefühle
- Verminderte Denk-, Konzentrations- oder Entscheidungsfähigkeit
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod
(b) Die Symptome führen zu klinisch relevanter Belastung oder Beeinträchtigung der sozialen, beruflichen oder sonstigen Funktionsfähigkeit
(c) Die Symptome sind nicht auf direkte physiologische Effekte von Substanzgebrauch oder medizinischen Bedingungen zurückzuführen
(d) Die Symptome können nicht durch Trauer (z.B. in Folge des Todes einer nahe stehenden Person) erklärt werden, d.h. nach einem Todesfall müssen die Symptome länger als zwei Monate auftreten.

Diagnostische Kriterien für eine Dysthyme Störung (DSM-IV)
(a) An mehr als der Hälfte der Tage über einen Zeitraum von zwei Jahren leidet der Patient die meiste Zeit des Tages unter depressiver Stimmung. Bei Kindern und Jugendlichen kann alternativ auch Reizbarkeit auftreten. Bei ihnen ist außerdem eine Dauer von einem Jahr ausreichend.
(b) Während der depressiven Episoden liegen mindestens 2 weitere Symptome vor:
- Appetitlosigkeit oder gesteigerter Appetit
- Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
- Energiemangel oder Erschöpfung
- Geringes Selbstwertgefühl
- Verminderte Konzentrations- oder Entscheidungsfähigkeit
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit
(c) Über den Zeitraum von zwei Jahren (bzw. einem Jahr für Kinder und Jugendliche) war der Patient nie länger als zwei Monate symptomfrei.
(d) Während der zwei Jahre (bzw. einem Jahr für Kinder und Jugendliche) wurde keine Major Depression diagnostiziert.
(e) Nie zuvor wurde eine andere affektive Störung diagnostiziert.
(f) Die Symptome sind nicht ausschließlich auf chronische psychotische Störungen (z.B. Schizophrenie) zurückzuführen.
(g) Die Symptome sind nicht auf Substanzgebrauch oder medizinische Bedingungen zurückzuführen.
(h) Die Symptome verursachen klinisch bedeutsame Belastungen oder Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen.

Anmerkung: Sollten sie nachdem sie dies durchgelesen haben den Verdacht haben, das etwas auf sie zutreffen könnte, rate ich dringend professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Wirkung eines guten Therapeuten sollte nicht unterschätzt werden und kann wirklich helfen. Ein Therapeut ist jedoch auch kein Wunderheiler sondern eher ein sehr guter Wegweiser.

Quelle:
Alexander Grob und Uta Jaschinski (2003): Erwachsen werden - Entwicklungspsychologie des Jugendalters. 1. Auflage. Verlagsort: Weinheim; Basel; Berlin. Beltz Verlag. Seite: 174-175

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